Willkommen in Kärnten

Als Gast bei der Ruderwoche Kärntner Seen, 19.–25. August 2018

Es war wohl bei der Sternfahrt Wallsee, dass ich läuten hörte, der Donauhort rudert im Sommer auf den Kärntner Seen. Je näher der Sommer kam, umso mehr wollte ich dabei sein, waren sie doch ein weißer Fleck auf meiner Ruderkarte. Also rief ich „my man in Wien“ an, und tatsächlich konnte ich als Gast einen Ruderplatz erhaschen.

Der 19. August war der Reisetag, und so fuhr ich nach einem Geburtstagsfrühstück einer Freundin am Hallstättersee in der Diretissima von Nord nach Süd, vom Salzkammergut nach Reifnitz. Drei Stunden war die Vorgabe. Am Sölkerpass muss mich ein Niederländer im Rückspiegel gesehen haben, denn er fuhr sofort zur Seite und ließ mich überholen. Jeder, der auf einem Pass schon einen Flachländler vor sich hatte, weiß, dass so ein Verhalten ein Gottesgeschenk ist …

Ja, in den Serpentinen, da macht der Schaltknüppel noch Spaß! Wie öde wäre da eine Automatik …
Den Pass hinunter ging es nach Murau und weiter über Metnitz nach Friesach, ganz ohne Stau, ohne Verkehr überhaupt, auch keine entgegenkommenden oder von hinten drängenden Motorbiker, Rehe, Hasen … Ich wusste gar nicht, welche unberührten Gegenden es in Österreich noch gibt.

Nach dieser kurvenreichen Ralley langte ich rechtzeitig vor dem Abendessen in Reifnitz ein. Zur „Seenixe“ wollte ich, zum Rudercamp des Donauhort. Da stand auch „Seenixe“. Ich rollte vor das Tor und sah dahinter eine allereleganteste Villenanlage in einem Park voller exotischer Bäume direkt am See. Es fehlte nur mehr umherlaufendes livriertes Personal … Und, Gott sei Dank, sah ich dann auch ganz hinten auf der Wiese einen Bootsanhänger … Ich war doch am richtigen Fleck.

Schon beim ersten Abendessen fühlte ich mich in die Runde aufgenommen, kannte ich doch den halben Tisch bereits von früheren Fahrten. So endete der erste Tag schon wunderbar und ich schlief selig ein.

Die sehr gut durchdachte Bootseinteilung für den nächsten Tag fand offensichtlich in langen, abendlichen Sitzungen statt. Um 23 Uhr herum, aber immer vor Mitternacht, meldete mein Telefon Posteingang. Da ich nun schon wach war, zügelte ich meine Neugier nicht und las sie sofort. Immer mit Wohlbehagen nahm ich sie zur Kenntnis und entschlummerte im Bewusstsein, wieder die Trumpfkarte gezogen zu haben. Welch eine Menschenkenntnis muss da vorhanden sein, um diese Ausgewogenheit der Mannschaften zustande zu bringen! Oder sollte ich es andersrum sagen: Welch tolerante und faire Ruderer sind die Donauhortler.

Tags darauf wurde der Wörthersee rundum befahren. Es ging zuerst Richtung Velden, vorbei am Schlössl, Maria Wörth, Androschs F.-X.-Mayer-Sanatorium in Dellach, am Schlosshotel in Velden; dazwischen handtuchgroße Badeplätze mit und ohne Hütten, Häuser, stillvolle Villen und dadurch wenig Naturufer. Das macht auch das „ins Wasser springen“ komplizierter. Besonders im heißen August 2018 war das nicht so gut.

Aber nach zwei Dritteln des Sees gab es die Mittagspause beim Albatros. Beim Anlegen sah ich einen Herrn zwischen die Pfähle des Bootshauses hineinschwimmen. Besondere Kontrollen der Tragfähigkeit? Nach dem Imbiss eröffnete sich das Geheimnis: Ein sehr diskreter Einstieg in den See ermöglicht es, paradiesisch zu schwimmen! Was für eine geniale idee!

Bei der Heimfahrt unterließen wir die geplante Befahrung des Lendkanals, da er völlig verkrautet sei. Zuhause angekommen, sprang ich gleich wieder in den See.

Im Anschluss ging es, da Wind aufgekommen war, teilweise per Auto zu Florian Kremslehners Haus. Dort fand eine vorbereitende Sitzung zur kommenden Sternfahrt statt, die allerdings, angesichts der zahlreichen Gäste, in einen fröhlichen Empfang mit Kärntner Schmankerln mutierte. Abends saßen wir in geselliger Runde zusammen beim Annawirt. Das Essen brachte einen regionalen Abschluss des Tages: Kärntner Kasnocken.

Am nächsten Tag wurde der Weissensee berudert. Dieser ist insofern gesegnet, als noch niemandem eingefallen ist, rundherum eine Straße zu bauen. In unberührter Natur ruderten wir am Ufer entlang, wobei Wolfgang kilometersammelnd alle Buchten aussteuerte. Ab etwa der Hälfte des Sees beginnt die Zivilisation langsam wieder; und am Westende ist sie ziemlich präsent.

Eine köstliche Begebenheit ereignete sich auf dem Bade-/Campingplatz, auf dem wir rasteten. Ein Kleinlieferwagen, besetzt mit zwei älteren Damen, die sich mit einer Handglocke, kontrastierend zu dem Kuhglockengeläute, bemerkbar machen, fährt vor. Sie kommen von einer Bäckerei im Geiltal. Während die eine tüchtig Kuchen anpreist, sitzt die andere am Beifahrersitz und kassiert. Als ich uns als „hungrige Ruderer“ vorstelle, gibt es ein Extrastück für jeden.

Nachdem wir zurückgerudert waren und die Boote aufgeladen hatten, krönten wir dieses herrliche Naturerlebnis Weissensee mit einem Abendessen im Wirtshaus am Ostende, zu dem uns ein wunderbarer Sonnenuntergang beschert wurde.

Mittwochs brachen wir zum Ossiacher See auf. Aus- und Einstieg waren bequem, da wir beim Villacher Ruderclub zu Gast waren. Dieses Gewässer ist, ähnlich wie der Wörthersee, ziemlich verbaut. Rund um das Stift Ossiach, also am Südufer, gibt es mehr Natur. Zur Mittagspause landeten wir an einem Strand, an dem alles verboten war. Dies bemerkten wir aber erst, als die Landgänger vom Eiskauf zurückkamen, denn da war das große Schild erst einsehbar. Es sollte wahrscheinlich der Landesteg des Dampfers abgesichert werden. Wir ließen uns nicht stören und kühlten uns bei mehrfachen Wassergängen von der großen Hitze ab. Dies taten wir auch nach der Rückkunft im Club zusätzlich mit einem zischfrischen Bier.

Nächstentags war ein gemütlicher Urlaubstag. Einige unermüdliche versuchten zwar den Völkermarkter Stausee zu berudern, gaben aber dann doch dem unwirtlichen Wetter nach und kehrten heim.

Der letzte Rudertag war gekommen und wir beschlossen, eine gemütliche Runde „halber Wörthersee“ zu drehen. Es war wieder heiß und wir sehnten uns nach Abkühlung. Aber es ist nicht so leicht, anzulanden. So blieben wir einfach im seichten Wasser stehen und machten halbe-halbe Bootshaltedienst und Schwimmen.

Der letzte Abend klang gesellig im gepflegten Restaurant des „Hotel Sille“ aus.

Persönlich möchte ich zum Abschluss sagen, dass es einer meiner schönsten Ruderurlaube war. Es herrschte eine seltene Harmonie, eine kultivierte Atmosphäre, eine wunderbare Kameradschaft. Und dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten.

Karl Böhm, Obmann Ruderverein Ausseerland (Grundlsee)

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