Donauhort Wanderfahrt Donauwörth – Passau vom 29.06. bis 05.07.2012
Die obere Donau, vielen schon von früher bekannt, war für mich und die anderen Teilnehmer Neuland. Meine Vorstellungen wurden bei unserer Fahrt voll erfüllt: wunderschöne naturbelassene Stromlandschaften, unterbrochen von netten Städten und Biergärten, die zur Mittagsrast oder zum Abendessen einluden.
Nach meiner Ausschreibung haben sich Ella, Florian, Christina und Christine schon sehr früh zur Teilnahme entschieden. Zusammen mit Susi und mir waren wir nun sechs. Dass sich trotz meiner Aufrufe kein weiterer Teilnehmer fand, war rückblickend gesagt, kein Nachteil. Diese kleine Gruppe hat wunderbar harmoniert.
Da wir ohne Begleitfahrzeug unterwegs waren, entschieden wir uns, den C-5er Gudrun zu viert als Lastenschiff und den Renngig-Doppelzweier Kriemhild einzusetzen. Dabei übernahmen Christine und Florian die schwierige Aufgabe, die Boote vom Bug aus mit dem Fuß während der ganzen Fahrt zu steuern. Sie haben das hervorragend gemeistert. Die Unterkünfte waren durchwegs zu Fuß und nur einmal, wegen allgemeiner Müdigkeit, per Taxi erreichbar.
Unser „Guter Geist“ bei dieser Planung war Florians Vater, der es auf sich nahm, in der Nacht mit dem Zug nach Donauwörth zu fahren, um dort vom Kanuclub unser Vereinsauto mit Bootswagen abzuholen und nach Passau zum Endpunkt unserer Fahrt zu bringen. Nach ewiglanger Autofahrt, „versüßt“ durch einen endlosen Stau und fehlende Raststätten auf der deutschen Autobahn, kamen wir erschöpft und hungrig in Donauwörth an. Der Blick auf die dort noch junge Donau, die unterhalb der Autobrücke einen ordentlichen Schwall und Stromschnellen bildete, hat uns gleich so erschreckt, dass wir anstelle des in der Wörnitz vorgesehenen Startpunktes eine alternative Einsetzstelle suchten. Obwohl die Suche nur bedingt erfolgreich war und die freundlichen Kanufahrer uns versicherten, dass der Schwall wegen ausreichender Wassertiefe auch mit unseren Booten problemlos zu befahren sei, beschlossen wir, die Entscheidung auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn auch Florian, der mit Ella im Abendzug ankam, die Stelle ansehen konnte.
Nach verdientem Schlaf in der Jugendherberge und erneuter Besichtigung des Schwalls entschlossen wir uns in der Wörnitz, wie vorgesehen zu starten. Bedingt durch unsere Vorsichtsüberlegungen war der Start nach Abladen und Aufriggern der Boote etwas verspätet. Die Passage der Stromschnellen verlief natürlich problemlos – von unserem Heimatabschnitt auf der Donau sind wir ja auch schon Einiges gewöhnt. Die nun folgende Stromstrecke war wie die meisten folgenden schon wunderschön naturbelassen. Die Ufer sind, wenn überhaupt, nur mit niedrigen Steinschüttungen und nicht wie bei uns mit bis zu 5m hohen Steinwällen befestigt. Dazu gibt es viele Sandbänke und Naturschutzgebiete am Ufer.
Zur Einstimmung waren aber bis zur Mittagspause zwei Selbstbedienungsschleusen zu passieren. Die Bedienung der ersten war für uns noch eine Herausforderung, weil die dort vorhandene Bedienungsanleitung zum Teil unvollständig war. Nachdem Susi von Ruderkollegen aus München über die Bedienung aufgeklärt wurde, war das ein Kinderspiel, sodass wir in weiterer Folge anderen unerfahrenen Schleusenbenützern helfen konnten.
Unsere Strategie zur Benützung der doch recht schmalen und tiefen Bootsschleusen war: Gudrun nur zu zweit besetzt, anfangs mit Schwimmwesten – später bei zunehmender Sicherheit ohne – Doppelzweier unbesetzt im Schlepptau der Gudrun – alle anderen steigen aus, ziehen die Gudrun in die Schleuse, stellen den Hebel auf Talfahrt und steigen im Unterwasser wieder ein.
Mittagspause war beim Ruderclub Neuburg geplant. Zu unserer Überraschung war vor dem Floß die Bühne für eine Popband aufgebaut. Dennoch fand Florian eine Anlegestelle und wir konnten im Biergarten des Clubs Speis und Trank genießen. Nach Passage einer weiteren Bootsschleuse kamen wir beim Donau-Ruder-Club Ingolstadt an, wo wir trotz einer privaten Party freundlichst empfangen wurden. Der erste Tag hat uns schon ein wenig hergenommen, daher haben wir ein Taxi zur Jugendherberge bevorzugt. Danach verbrachten wir in der Altstadt im Biergarten „Mo“ einen wunderschönen Abend, bei dem uns auch das hereingezogene Gewitter nicht störte. Unsere Müdigkeit sorgte dafür, dass wir auch im Mehrbettzimmer sehr gut und tief schliefen.
Am nächsten Morgen, nach zeitigerem Start und Passage von zwei weiteren Bootsschleusen kamen wir bei der Rollfähre Eining an. Hier wurde uns klar, warum dieser Platz rundum bekannt und beliebt ist. Trotz großem Andrang von Flößern, Kanu- Kajak- und Schlauchbootfahrern fanden wir Anlegeplätze und genossen danach das überaus reichhaltige Angebot dieses Biergartens. Dabei konnten wir den Gewitterregen im Trockenen im gedeckten Bereich abwarten.
Das restliche Stück nach Weltenburg war bald geschafft. Als Anlegestelle fand Florian eine schöne Sandbank am linken Ufer und Susi konnte den Fährmann trotz einziehendem Regen noch dazu bewegen, uns zum rechten Ufer zu übersetzen. Am Weg zu unserer Pension wurden wir dann ordentlich eingeweicht, konnten aber unsere Kleidung im Heizraum weitestgehend trocknen. Abends verfolgten wir bei einem Stadelfest die erste Halbzeit der Fußball-Europameisterschaft und danach die zweite Halbzeit in unserem Quartier.
Für den dritten Tag war mit Absicht eine kurze Etappe vorgesehen, mit den Highlights Kloster Weltenburg und Donaudurchbruch. Diese wunderschöne Felsenenge hat uns alle zum Staunen gebracht und die Begegnung mit einem Ausflugsschiff war ein optisches I-Tüpferl, ohne uns in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen. Kurz danach legten wir beim alten Kanal in Kehlheim an, um das Stadtzentrum und eine Konditorei zu besuchen und kleine Einkäufe zu tätigen. Bei Bad Abbach konnten wir die Bootsgasse zum Treideln benutzen. Das geschah so problemlos, als täten wir das jeden Tag. Am Ende unserer Etappe bei der Naabmündung waren wir nur wenige Schritte von unserer Unterkunft in Mariaort entfernt. Ein hervorragendes Abendessen schmeckte uns während eines weiteren Gewitterregens besonders gut.
Am nächsten Tag sahen wir vor Passage der Bootsschleuse Regensburg erstmals eine Gruppe vom Wieland-Gymnasium in Biberach, die jedes Jahr in mehreren Gruppen zu je ca. 30 bis 40 Schülern in großen Zillen auf der Donau bis zu unserem Ruderverein fahren. Wir konnten diese Gruppe mehrmals wiedersehen, weil sie erstaunlicherweise, obwohl wesentlich langsamer unterwegs, die gleichen Etappen wie wir schafften. Die Durchfahrt durch Regensburg mit Passage der Steinernen Brücke und dem Blick auf die Türme und den Kai war ein wunderschönes Erlebnis.
Nach Passage der Walhalla wurden wir durch ein heftiges Gewitter mit gewaltigen Regenschauern auf das Durchhaltevermögen getestet. Bei der Staustufe Geisling, wo das Übertragen mit ausgezeichneten Bootswagen problemlos verlief, hatten wir eine kurze Regenpause, um danach bis zur Staustufe Straubing ordentlich eingewässert zu werden. Jedoch auch hier, wie sonst überall auf der Strecke war die Donau einmalig glatt, fast völlig ohne störenden Schiffs- bzw. Motorbootverkehr und die Temperaturen angenehm warm. Bei der Staustufe legten wir unsere Boote neben der Bootsgasse ab und nach etwa 20 Minuten Fußmarsch zu unserer Unterkunft waren wir schon wieder fast trocken.
Der vorletzte Tag erschien uns allen als „Angstetappe“. Es waren immerhin 79 km zu bewältigen. Aber bis zur Mittagsrast in einem Deggendorfer Biergarten ging es schon gut dahin und wir waren sehr gut im Zeitplan. Den zweiten Etappenteil konnten wir bei sehr flotter Strömung überraschend schnell zurücklegen und am späten Nachmittag in Vilshofen in der Vils anlegen. Nun war schon fast das Ende unserer Fahrt erreicht. Wir feierten das in einem gemütlichen Bräugasthaus in der Altstadt.
Am nächsten Morgen fuhren wir noch ein Stück die romantische Vils aufwärts. Nach Passage des Stauraumes Kachlet, wo wir stark den bisher nicht vermissten Lärm von Straßenverkehr und Bahn feststellen mussten, war das Übertragen bei der Staustufe mit den besten jemals gesehenen Bootswagen schnell und problemlos erledigt. Nun kam noch die Durchfahrt durch Passau und die wunderschöne Einfahrt in die Ilz, wo uns Florians Vater mit Vereinsauto und Bootswagen schon erwartete. Christina wurde zum Bahnhof gebracht und nach Abriggern und Aufladen der Boote fuhren wir zu sechst äußerst zufrieden zurück nach Wien in den Donauhort.
Günter Zimmermann