Mělník – Wittenberg, 5. bis 12. August 2022
Da die letzte Elbe-Wanderfahrt des Donauhort bereits über zehn Jahre zurücklag, wurde es Zeit, diesen schönen Fluss wieder einmal zu erkunden. Für fast alle Teilnehmer*innen Wanderfahrt war es dann auch das erste Mal, auf der Elbe zu rudern. Nach unserer Anreise hatten wir Zeit, Mělník zu besichtigen. Ein hübsches Städtchen am Hügel, wo man auch ausgezeichnet essen und Bier trinken kann. Am ersten Rudertag bescherte uns ein ordentlicher unterer Wind einen ungemütlichen Start. Die Schaumkronen wurden aber im Laufe des Tages weniger, und wir konnten die Etappe bis Litoměřice problemlos bewältigen. Auch die vier Schleusen am Weg dorthin passierten wir ohne lange Wartezeiten.
Nach der Nächtigung im Ruderverein ging es tags darauf bei spiegelglattem Wasser und Sonnenschein weiter Richtung Děčín. Einen Abstecher machten wir in die Ohře (Eger), wo man bis Terezín (Theresienstadt) rudern kann. Nun kamen wir noch zu zwei Schleusen, wobei die letzte direkt unterhalb von Hrad Střekov (Burg Schreckenstein) gebaut ist, und uns sehr imposant in Erinnerung blieb. Danach ging es mit angenehmer und konstanter Strömung bis Děčín, wo wir sehr nett empfangen wurden und unsere Boote in der Halle lagern durften. Den Tag ließen wir in der Wiese sitzend und liegend, bei guter Verpflegung, ausklingen.
Als wir am nächsten Morgen gerade ablegen wollten erfuhren wir, dass die Elbe aufgrund der Waldbrände in der böhmischen und sächsischen Schweiz ab der Staatsgrenze für zehn Kilometer gesperrt war. Man hätte es erahnen können, als wir immer wieder Hubschrauber und Löschflugzeuge in der Luft sahen. So mussten wir schließlich umdisponieren, den Hänger aus Mělník holen und mit dem Auto bis Pirna fahren. Der landschaftlich schönste Abschnitt der Wanderfahrt blieb uns dadurch leider verwehrt. Jedoch konnten wir die nun kurze Etappe bis Dresden bei herrlichem Abendlicht und ruhigem Wasser erleben. Am nächsten Vormittag besichtigten wir Dresden, bevor wir am Wasser durchruderten – von beiden Perspektiven ein Erlebnis!
Es ging weiter nach Meißen, wo wir den Abend und die Nacht im Ruderclub blieben. Philipp und Theresa kochten spontan auf und luden auch die Meißner Ruderfreunde zum gemeinsamen Abendessen ein. Ein gelungener Abend, an dem auch einiges an Rudergeschichte sag- und spürbar wurde. Uwe Gärtner hat uns auch noch eine Führung durch den Verein gegeben und wir durften Werkstätten, Trainingsräume und das beeindruckende Achterbecken aus den 1970er Jahren besichtigen.
Mit besten Ruderbedingungen ging es weiter nach Torgau. Leider fiel ein Teilnehmer der Wanderfahrt krankheitsbedingt aus, und so ruderten wir den Vierer unterbesetzt. Eine schattige Mittagspause im Gasthaus am Nixstein war uns bei dieser langen Etappe und heißem Sonnenschein sehr willkommen. Der kühle Abend im Garten des Alten Bootshauses mit Blick auf die Elbe ließ uns dann wieder langsam zur normalen „Betriebstemperatur“ zurückkommen.
Die letzte Etappe führte uns nach Wittenberg. Ein Boot legte schon ganz zeitig in der Früh ab, da wir am Nachmittag das Auto und den Hänger aus Pirna holen wollten. An unzähligen Buhnen ging es vorbei, die auch gute Möglichkeiten zum Anlegen boten. Bis auf drei Gierseilfähren, die es zu beachten galt, gab es freie Fahrt. Überhaupt war es sehr ruhig auf der Elbe. Wir begegneten während der ganzen Woche kaum Schiffen oder Motorbooten.
Nachdem wir den Hänger geholt haben, ließen wir den letzten Rudertag am Steg des Wittenberger Ruderclubs bei Vollmond und kaltem Bier ausklingen. Tags darauf erwartete uns die Rückreise nach Wien, die den ganzen Tag in Anspruch nehmen sollte. Und zur strahlenden Schönheit der Woche mischte sich dann doch ein befremdliches Gefühl. Wir sahen die dramatische Trockenheit in der Gegend immer deutlicher, eine eher griechisch als mitteleuropäisch anmutende Landschaft. Schlimme Wetterverhältnisse, die einen bitteren Beigeschmack dem geben, was wir sehr gute Bedingungen für eine Wanderfahrt nennen.
Stefan
Boote: 3x Hödur, 4x Thor
Teilnehmer*innen: Bernhard M., Christine Z., Josef S., Philipp J., Stefan Perner, Theresa R., Wolfgang B.