oder „Der unfreiwillige Badespaß!?“
Trotzdem wir den Termin für die heurige Fahrt schon am 4. März um eine Woche vorverlegten, konnte unser lieber Freund Gábor Onuska nicht mehr umdisponieren und fiel leider aus. Vom Vorjahr blieben Fritz Nedved, Karl Hofmann und ich. Für uns sehr erfreulich, dass sich dann noch Markus Pleil zu uns Alten als vierter Fixstarter gesellte und deutlich zur Senkung des Durchschnittsalters beitrug; somit waren wir 3 Donauhortler und Fritz von der STAW. Auch weil wir kein Begleitfahrzeug einplanten, beschlossen wir wieder mit dem C-Vierer „Gudrun“, zu viert und von mir fußgesteuert, zu fahren. Geplant war die Abfahrt für Montag 23. Juli vom Donauhort und Ankunft in Budapest/Hárosi am Freitag 27. Juli zu Mittag. Zu unserer übergroßen Freude bot sich Christian Scherney vom Donauhort auch heuer wieder an, uns mit dem 7-sitzigen Donauhort-Vereinsauto und Hänger am Ziel unserer Fahrt abzuholen.
1. Tag: 65 km: Donauhort (km 1933,6) – Übertragung Freudenau – Preßburg/Ruderverein, am rechten Ufer bei der Brücke (km 1869)
2. Tag: 78 km: Übertragung bei km 1842: Preßburg – Gönyü (km 1791)
3. Tag: 70 km: Gönyü – Esztergom (km 1719)
4. Tag: 52 km: Esztergom – Szentendre (km 1719 – km 1691,5 und km 32,5 – km 10)
5. Tag: 35 km: Szentendre – Hárosi Kikötö (km 10 – km 0 und km 1658 – km 1633)
Alles war vorbereitet, da rief mich Béla Szendey am Sonntag 22. Juli spät abends, also buchstäblich in letzter Minute an und fragte, ob wir vielleicht noch einen Bootsplatz frei hätten und er uns nicht bis zu seiner Tante nach Nagymáros begleiten könnte. Natürlich waren wir 4 begeistert ob einer so lieben und prominenten Verstärkung. Schnell telefonierten wir und erhöhten die jeweils vier bestellten Betten auf fünf, was auch kein Problem war.
1) Am Montag (23.7.) herrschte wunderbar ruhiges Wetter. Wir trafen uns um 8 Uhr im Donauhort und bald ging es los. Nach unserer Mittagsrast im Hafen von Deutsch-Altenburg (um nicht vom Twin-Cityliner mit seinen schrecklichen Wellen überrascht zu werden) und schon im Nahbereich von Preßburg, kam uns ein Lastschiff entgegen. Ich wollte wie immer den starken Wellen ausweichen, da schwabte eine erste große Welle in den nicht abgedeckten Bug. Von jetzt an ging’s ziemlich rasch: weitere Wellen folgten von allen Seiten und das Boot war voll. Schon sahen wir erste Habseligkeiten, die nicht festgebunden waren (Sitzerl, Schlapfen, Wasserflaschen) davon schwimmen. Ich gab Kommando „Wir müssen aussteigen – alle bleiben beim Boot – wir müssen damit zum Ufer!“ Phantastisch wie diszipliniert wir 5 uns einig waren und mit aller Anstrengung versuchten, mit dem Boot das Ufer zu erreichen. Nach einer echten Ewigkeit gelang es uns auch tatsächlich, ohne weitere Bekanntschaft mit einem anderen Schiff oder Boje gemacht zu haben, eine kleine Bucht im Ufer zu erreichen, wo wir das Boot mühevoll festhielten, ausschöpften und an Land hoben. Nachdem wir „unsere Wunden geleckt hatten“ freuten wir uns zuerst darüber, dass sowohl Mannschaft als auch Boot heil waren. Béla stellte die Diagnose des Fehlens seines Bootssackes mit Schuhen, Kleidung und Toiletteartikel, andere beklagten nur mehr einen Schlapfen zu haben oder, dass das Sitzerl schon vorausgeschwommen war. Voll Dankbarkeit verstauten wir nach diesem ausgedehnten Bad wieder alles im Boot und waren sehr bald beim Ruderverein in Bratislava, wo uns der Trainer Martin Verdonic wieder vorab zugesagt hatte, dass wir das Boot über Nacht im Bootshaus abstellen dürfen. Zimmer hatten wir wieder im nahe gelegenen Hotel Incheba reserviert. Nach der erfrischenden Dusche und dem zum Trocknen aufhängen der nassen Habseligkeiten ließen wir diesmal den obligaten Altstadtbummel ausfallen, dafür besorgte sich Béla ein paar trockene Kleidungsstücke und wir gemeinsam Wasser für den nächsten Tag. Im Restaurant „Leberfinger“, am rechten Donauufer etwa 200 Meter unterhalb der Brücke, gab’s dann das wohl sehr vierdiente Nachtmahl.
2) Dienstag (24.7.) in der Früh weckte uns strahlender Sonnenschein mit beinahe Windstille, letztere begleitete uns auch bis Budapest. Gegen 9 Uhr nahmen wir die 78 km der Tagesetappe in Angriff. Auf die Klebestreifen als Wellenbrecher an den Auslegern verzichteten wir und hatten auch kein Abdeckplastik für die „Luftkästen“, um diese zu verkleben. Wir hatten die ersten 10 bis 15 km gerudert, als Karl die Stille durchbrach: „Seht her, dort am rechten Donauufer liegt Bélas blauer Bootssack!“ Schnell wendeten wir, fuhren zurück und tatsächlich lag dort der blaue Bootssack, der sich beim gestrigen Bad verselbständigt hatte und hier auf Béla wartete. Zu unserer großen Freude hatten wir auch bis zur Übertragstelle beinahe spiegelglattes Wasser und trafen kaum Schifffahrt. Das Übertragen ins alte Donaubett (bei km 1842) wird wohl von Jahr zu Jahr beschwerlicher, weil wie schon im Vorjahr berichtet, die Übertragestelle im Unterwasser überhaupt nicht gepflegt wird und die getrocknete Schlammschichte jedes Jahr und nach jedem Hochwasser höher wird und die Büsche verwachsen. Die Entschädigung dafür ist dann über die nächsten 30 km ein herrliches Dahingleiten im alten Donaubett. Weil es auf diesen 30 km, auch wegen des höheren Wasserstandes, kaum Anlegemöglichkeiten gibt, fuhren wir wieder bis zur Einmündung in die Fahrrinne und rasteten dort auf einer uns schon bekannten Sandbank. Nach den 78 km der längsten Etappe, in Gönyü angekommen, folgte wieder mein üblicher Anruf in der Pension „Anker“ und der Juniorchef holte uns mit dem Auto vom Anlegeplatz ab. Das Boot übernachtete wieder im Garten der völlig renovierten Bürgermeisterei (vielleicht kann man Rathausgarten dazu sagen), unmittelbar beim Anlegeplatz. Im „Anker“ ist uns (mir schon seit 15 Jahren) soweit Alles vertraut und so gab es am Abend das traditionelle Menu: köstliche Wels-Fischsuppe, anschließend Topfenfleckerl mit heißen Grammeln. Als Getränk wurde ausreichend kühles, ungarisches Fassbier serviert. Noch vor dem Zubettgehen merkten wir, dass das Wetter morgen vielleicht feucht würde.
3) Mittwoch (25.7.): Ein herrliches ungarisches Frühstück und für den Weg jedem ein gutes Jausenpackerl, dazu gab es aber leider leichten Regen. Besorgt um unseren offenen C-Vierer kauften wir Abdeckfolien und Klebeband. Damit verklebten wir die beiden Stauräume an Bug und Heck, um bei starkem Regen nicht zu viel Wasser herein zu bekommen. Als wir startklar waren, oder schon als wir vom Hotel loszogen, hörte der Regen auf und die Sonne blinzelte sogar hervor – also beste Ruderbedingungen! Vorbei ging es an Komárom mit seiner Zitadelle. Langsam aber sicher wurde das Donnergrollen ohne Blitze immer heftiger und es begann sogar leicht zu regnen. Etwa bei Süttö, rund 20 km vor dem Ziel Esztergom, legten wir an und brachten uns unter der am Ufer führenden Eisenbahnbrücke in Sicherheit bis das Wetter abgezogen war. Im Gran-Camping von Esztergom wohnten wir in einem reservierten Zweibett- und Dreibett-Zimmer. Das Boot ruhte auch auf dem Gelände des bewachten Campingplatzes. Wir Helden waren etwas müde und so gab es heuer nach der Dusche ausnahmsweise keinen Spaziergang zum Dom, sondern wir ließen uns im Restaurant des Campingplatzes verwöhnen.
4) Am Donnerstag (26.7.) durften wir eine Stunde länger schlafen, denn im Restaurant am Campingplatz gibt es erst ab 8 Uhr das herrliche, ungarische Frühstück und das Jausenpackerl mit belegten Sandwiches, Paradeiser und Paprika. Herrliche Ruderbedingungen erwarteten uns auch an diesem Tag. Angesichts des höheren Wasserstandes fuhr ich am rechten Ufer entlang und auch wieder über die riesige Buhne rechts. Ab der Donaufähre von Pilismarót nach Szob (etwa Strom-Km 1704) waren wir erstmals zur Gänze in Ungarn (Anmerkung: bis hier war auf dem linken Ufer noch immer die Slowakei und nur rechts Un-garn). Kurz darauf hieß es von Béla Abschied nehmen, den wir bei Km 1698 am linken Ufer, am oberen Ende von Nagymaros, an Land setzten. Er ging zu seiner Tante auf Besuch und wir Vier fuhren, heuer ganz ohne den obligaten Visegráder-Gegenwind, mit unangenehmen Wellen, weiter bis zur Einfahrt in die Szentendre-Donau bei Km 1691,5. Wir legten wie üblich am linken Ufer an der Sandbank an und machten Mittagsrast. Auf den letzten 22 km bis zum Tagesziel nach Szentendre fuhren wir buchstäblich dem drohenden Regen davon oder zwischen den Wolken. In Szentendre parkten wir unsere „Gudrun“ wieder am bewachten Gästeparkplatz des Hotel Róz und bezogen die Zimmer. Fein gesäubert blieb auch den Müdesten unter uns, und das war wir alle Vier, der obligate Rundgang im malerischen Künstlerstädtchen Szentendre nicht erspart. Heuer verweigerten wir im Hinblick auf die Küche des Hotel „Róz“ einen Besuch in der „allerbeste Lángosbude“ und gönnten uns am Rückweg nur ein gutes Eis. Im Hotelgarten gab es mindestens ein Krügel Bier als Aperitif und dann Köstlichkeiten aus der feinen Speisekarte, wie z.B.: Rindsuppe mit Einlage, Zwiebel-, Käsecreme- oder kalte Himbeercremesuppe, anschließend gebratene Hühnerbrust, Schweinsmedaillons oder Lachs vom Lavagrill, begleitet nicht nur von Salaten, sondern auch von mehreren Bierchen und/oder ein wenig Rotwein.
5) Die letzte Etappe am Freitag 27.7. bot uns einen weiteren, oder sogar den Höhepunkt der Wanderfahrt, nämlich die Durchfahrt durch Budapest. Diesmal war es für unseren Jüngsten, den tapferen Markus, der ab Preßburg ohne Sitzerl ruderte und dessen Sitzfläche von entsprechenden Wunden gekennzeichnet war, die Belohnung dafür, dass er durchhielt und uns Alte nach Budapest ruderte. Als wir, trotzdem wir durch die Stadt kaum ruderten und die vielen wunderschönen Bauten an uns vorbeiziehen ließen, schon gegen 12 Uhr im Hárosi-Kikötö (Hárosi-Hafen) ankamen, war Christian mit dem Anhänger bereits da.
Zuerst verluden wir das Boot, dann kam die Dusche und anschließend verwöhnte uns Nemes Anikó, die Betreiberin des Yachthafens, mit ihrer guten, ungarischen Gulyaschsuppe, Bier, köstlichen Palatschinken und Kaffee.
Dann hieß es Abschied nehmen und Christian brachte uns sicher zurück in den Donauhort. Und dieses war Markus’ erste Fahrt Wien-Budapest und meine fünfzehnte!
Mein Dank gilt nicht nur Euch, Béla, Fritz, Karl und Markus für diese sehr schöne und harmonische Fahrt, sowie Christian für die Abholung, sondern auch all unseren Schutzengeln, die uns vor allem am ersten Tag sehr gut beschützten!
Dkfm. Dominik Loss (Nino)