Teilnehmer: Alfred, Eveline, Henrike
20.-25.08.2012
Von Fritz Stowasser eingeladen hatten wir im August Gelegenheit an einer Wanderfahrt des RV Normannen auf der Moldau von Tyn nach Prag teilzunehmen. Die Moldau von Prag bis zur Einmündung in die Elbe bei Decin kannten wir schon. So waren wir sehr neugierig auf die Moldau oberhalb von Prag, und wir wurden nicht enttäuscht.
Eingebettet in eine wunderschöne Landschaft gab sich die Moldau sehr sanft und friedlich. Laut Wikipedia hat der Name seinen Ursprung im germanischen Wilth-ahwa, was so viel wie „wildes, reißendes Wasser“ heißt, aber davon war nichts zu merken. Auch mit viel Phantasie konnte wir kaum eine Strömung feststellen. Die Moldau wirkte vielmehr großteils wie ein schmaler See, der sich offensichtlich in früherer wilder Zeit seinen Weg in vielen Windungen durch Wiesen, Wälder und Berge gebahnt hatte.
Die Tagesetappen waren mit durchschnittlich 35 km nicht allzu lang, aber mangels Strömung, anfangs auch großer Hitze und insgesamt sieben Kraftwerken waren wir froh darüber.
Am ersten Tag von Tyn nach Zvikov war es vor allem die Hitze, die uns zu schaffen machte. Das Wasser lud noch zum Schwimmen ein, und auch die kurze Übertragstelle beim Kraftwerk Korensko war kein Problem. Nur die Lainsitz, an der Einmündung etwa gleich breit wie die Moldau, trug ein wenig zur Verwirrung bei und ermunterte ein Boot zu einer längeren Erkundungsfahrt stromauf. Unterhalb der Kraftwerks begann sich dann – wohl als Auswirkung der Landwirtschaft – das Wasser allmählich grün zu färben, was den Fischen aber offensichtlich gut tut. Ein besonders stattliches Exemplar sprang knapp neben einem der Boote aus dem Wasser und versah zur Freude der Damen die weißen Leibchen mit leuchtend grünen Punkten. Wir selber suchten daher die Abkühlung im Uferschatten statt im Wasser. Am Ziel angekommen konnten wir dann beim ersten Bier von der Burg Zvikov aus feststellen, dass nicht nur die Moldau sondern auch die dort einmündende Otawa wunderschön grün war.
Weiter ging es über den Orlikstausee (Gesamtlänge 68 km), vorbei am Schloss Orlik zur Talsperre Orlik, der größten Tschechiens. Der Höhepunkt war zweifellos der Schrägaufzug, mit dem Boote und Mannschaft über die 91 m hohe Staumauer ins Unterwasser befördert wurden. Bei der Ausfahrt konnten dann endlich auch einmal die Paddelhaken eingesetzt werden, denn zum Rudern war es zu schmal. Weiter ging es auf jetzt wieder klarem Wasser, in dem sich die Uferfelsen und Bäume spiegelten, nochmals durch eine Schleuse nach Kamyk, wo uns in der Pension Patak nicht nur ein kühles Bier, sondern auch ein köstlicher Schweinsbraten mit viel zu viel Knödli erwarteten. Einziges Manko – die Becherovka-Vorräte waren unserem Ansturm nicht gewachsen.
Am dritten Tag starteten wir wegen Regen ein wenig später. Dafür konnten wir die Fahrt auf spiegelglattem Wasser in frischer Luft so richtig genießen. Bewaldete Hänge und Steilküsten, unterbrochen von Wiesen und seichten Badestellen, bestimmten das Bild. Für Donauruderer besonders erfreulich: keinerlei Schiffsverkehr! Eine weitere Attraktion hatte das Kraftwerk Slapy zu bieten – Umsetzen auf dem Traktoranhänger.
Der letzte Tag begann mit einem der schönsten Moldauabschnitte. Hier befanden sich auch die früher berüchtigten St.-Johann-Stromschnellen der Moldau, die Bedřich Smetana im Jahr 1874 zu der sinfonischen Dichtung „Die Moldau“ inspirierten. Sie verschwanden mit dem Bau des Štěchovice-Staudammes. Jetzt schlängelt sich der Fluss ruhig zwischen hohen Bergen. Felsen und Wälder spiegeln sich im Wasser – einfach wunderschön. Dieser Tag war aber auch geprägt durch drei Kraftwerke bzw. Schleusen mit bis zu 16. Hub, die wir jeweils zu einer bestimmten Zeit erreichen mussten, da stromab nur zu ungeraden Stunden geschleust wird. In der Nähe von Prag verstärkte sich dann doch der Schiffsverkehr, begegneten wir Ausflugsschiffen und Motorbooten, doch kein Vergleich mit dem, was wir von der Donau her gewohnt sind. Endstation der Ruderfahrt war dann bei VK Bohemians Prag, Stromkilometer 57,8. Die weiteren Tage wurden zur Besichtigung von Prag genützt. Damit endete eine wunderschöne Wanderfahrt in netter Gesellschaft, für die wir Fritz Stowasser sehr herzliche danken.
Alfred Kschwendt-Michel