Teilnehmer: Alfred, Eveline, Henrike, Nathalie, Robert
Eigentlich war die DHO-Standardstrecke Oberndorf – Wien geplant, doch leider wurde die Gruppe in den Monaten und Wochen vor der Fahrt immer kleiner, sodass schließlich nur fünf Teilnehmer übrig blieben, von denen Robert gerade erst eine Sommergrippe überstanden hatte. So beschlossen wir, die Fahrt auf vier Tage zu verkürzen und schon in Ottensheim zu beenden. Und das war gut so, nicht nur im Hinblick auf unsere Kondition – die hätte, wie sich zeigte, auch länger gehalten – sondern auch wegen eines kleinen Bootsschadens, den wir bei der Heimfahrt von Max Schellenbacher beheben lassen konnten.
Christian war so nett einen Tag zu opfern und brachte uns mit Boot nach Oberndorf. Dort erlebten wir dann eine böse Überraschung. Abladen bei Regen war noch kein Problem, aber dann entdeckten wir, dass wir in der Eile – Aufladen in der Früh vor der Abfahrt war vielleicht doch keine so gute Idee – das Stemmbrett für den Fünferplatz vergessen hatten. Das brachte Christian Gesellschaft für die Rückfahrt und mir Vergleichsmöglichkeiten zwischen Westbahn und ÖBB. Um 23.40 Uhr war ich dann mit Stemmbrett wieder in Oberndorf und dem geplanten Start am Sonntag stand nichts mehr im Wege.
Wir starteten am Ende der Salzachschleife bei Kilometer 48 – im Regen. Das erste Mal war das Beladen des Bootes (Gudrun) noch etwas mühsam. Und dann ging es los, und zwar recht flott. Der Wasserstand der Salzach war durch den Regen an den Vortagen deutlich gestiegen und wir daher nach unserer Schätzung mit 18 bis 20 Km/h unterwegs – das machte Spaß. Bei Km 46 wurde es richtig spannend. Eine längere Schwallstrecke mit teilweise sich überschlagenden Wellen quer über die ganze Flussbreite bot eine gute Möglichkeit, die Wellengängigkeit der Gudrun zu testen. Und sie hat den Test bestanden, wir bekamen kaum Wasser ins Boot. Die starke Strömung verhinderte dann zwar die Landung und damit das Mittagessen in Burghausen, aber da der Regen aufgehört hatte und wir auch genügend Verpflegung dabei hatten, beeinträchtigte das die gute Stimmung nicht. Wir genossen die Landschaft, den von baumbestandenen Hügeln gesäumten, allmählich ruhiger werdenden Fluss, bestaunten die hohen Felsabbrüche bei Km 8,5 und dann die majestätische Ruhe des Inn mit seinen Auen auf beiden Flussseiten. Bei der Staustufe Braunau mussten wir erstmals feststellen, dass die Bootswagen am Inn für Ruderboote nicht wirklich geeignet sind. Aber wozu hatten wir denn Schwimmwesten mit? Sie eigneten sich hervorragend dazu, das Boot in Mittellage zu halten. Im Unterwasser mussten wir dann Fischer in ihrer Ruhe stören, aber sie trugen es mit Fassung und halfen uns sogar das Boot über die Stiege ins Wasser zu bringen. Bei der Landung in Braunau regnet es dann wieder kräftig, aber bis auf unsere Regenkleidung blieb alles trocken.
Der nächste Tag blieb weitgehend trocken, am späten Nachmittag in Wernstein kam sogar die Sonne heraus. Auch unsere Befürchtungen wegen der drei Staustufen – einmal in Egglfing ohne Wagerl – erfüllten sich nicht. Wir hatten das Be- und Entladen schon so im Griff, dass wir auch viel schneller waren als gedacht. Oder war es Nathalie, die an diesem Tag das Steuer übernommen hatte und ihre Sache ganz hervorragend machte? Wie auch immer, in Egglfing bewährte sich Roberts Talent Leute anzusprechen und zum Mittragen einzuladen. Ein netter bayrischer Radfahrer half mit und erleichterte uns das Übertragen (ohne Wagerl) ganz wesentlich. In Wernstein konnten wir dann bequem am Steg anlegen und das Boot wie immer auf der Wiese vor der Mariensäule lagern. Dort stellten wir fest, dass die Steuerführung am unteren Ende gebrochen war. Ich befestigte sie mit Draht und Klebeband und durch besonders fürsorgliche Behandlung hielt diese Konstruktion auch bis Ottensheim durch. Vor dem Abendessen erstiegen Eveline, Robert und ich noch den Hügel auf der linken Inn Seite, um von Schloss Neuburg die Aussicht zu genießen, während Henrike und Nathalie sich dem Sonnenbad auf dem Steg hingaben. Beim Abendessen versprach uns Robert in Erinnerung an die Wanderfahrt 2007, am nächsten Tag am Ufer im „Gatsch“ zu tanzen, aber wahrscheinlich wusste er schon, dass es dazu nicht kommen würde.
Anders als 2007 war der Wasserstand des Inn am folgenden Morgen unverändert. Wir konnten also wieder problemlos vom Steg aus einsteigen. Roberts Tanz entfiel – wie schade. Tagsüber übten wir wieder das An- und Ausziehen unserer Anoraks. Die Sonne bekamen wir nicht zu Gesicht, die paar Spritzer von oben und bei der Durchfahrung der Straßenbrücke in Passau erschütterten niemanden. Die Fahrt durch Passau war wie immer ein Erlebnis. Zum Mittagessen legten wir in Kasten im Hafen an, wo das Boot am Ufer vertäut werden konnte. Wir ersparten uns somit wenigstens einmal das Aus- und Einladen und Schleppen unserer Bootssäcke. Bei ruhigem Wasser ging es dann Richtung Schlögen, wo wir mit einem kräftigen Endspurt erfolgreich blieben im Wettstreit mit dem uns nachfolgenden Regen. Bei Kaffee und Schwarzwälder-Kirschtorte feierten wir dann nicht nur unseren „Sieg“ sondern vor allem Evelines Geburtstag.
Am vierten Tag besserte sich die Wetterlage zusehend und unsere Anoraks blieben in den Säcken. Wir waren guter Dinge, flott unterwegs und verzichteten – weil wir beim Übertragen mittlerweile so gut waren – trotz mitgeführter Schwimmwesten sowohl in Aschach als auch in Ottensheim auf das Schleusen. Ab Aschach übernahm wieder Nathalie das Kommando im Boot und freute sich, wie technisch perfekt ihre Mannschaft die Regattastrecke in Ottensheim meisterte. Mittlerweile brannte die Sonne vom Himmel und so waren wir sehr dankbar, dass es Robert im Regattazentrum wieder gelang Unterstützung zu organisieren. Bei einem kühlen Bier ließen wir dann unsere Wanderfahrt noch kurz Revue passieren bevor wir mit dem von Christian beim Ruderverein Ottensheim abgestellten Auto die Fahrt zurück nach Wien antraten.
Alfred Kschwendt-Michel