Als Karl und ich im Vorjahr die Wanderfahrt Wien – Budapest über das alte Donaubett machten, kamen wir beim Übernachten bei „Milan’s Treff“, im 4. Hafen Preßburgs, auf die Idee, in nächsten Jahr die slowakische „kleine Donau“ (ungarisch „kis Duna“ oder slowakisch „Malý Dunaj“) zu befahren. Bewältigen wollten wir die insgesamt 352 Km mit dem Doppelzweier „Woglinde“, der nach einer gründlichen Revision nicht mehr wieder zu erkennen war, von Montag bis Samstag, in 6 Etappen bewältigen (Übrigens ist die Mály Dunaj ist auf der slowakischen Wasserkarte mit 125 km kilometriert, die Váh durchfährt man vom km 25 bis zur Mündung in die Donau): Davon am ersten Tag, Montag 27. Juli, rund 71 km, vom Donauhort (Strom-Km 1933,6) über den Donaukanal, mit Schleusung in Nußdorf, bis Preßburg in den 4. Hafen, zu „Milan’s Treff“ (bei Strom-Km 1865). Wir begegneten auf der Strecke nur 3 Schleppern und 2 Motorbooten. Da wir am nächsten Tag zunächst zur Malý Dunaj übertragen mußten, holten wir das Boot noch am Abend an Land. In der Nacht ging ein äußerst heftiges Gewitter über uns hinweg. Dienstag 28. Juli: Nachdem wir bei Milan ausgiebig gefrühstückt hatten, verluden wir unser Boot und das Gepäck auf das mitgebrachte Bootswagerl, und die 2. Etappe der „Wanderfahrt“ begann, bei herrlichem Sommerwetter, mit einem Fußmarsch über etwas mehr als 1 km flußab bis unter das 2. Wehr, welches die Malý Dunaj in Preßburg von der Donau trennt. Die Einsetzstelle ist durchaus annehmbar. Das Flußbett ist anfangs sehr schmal, es gibt viele kleine Brücken, unter welchen man sich, im Boot sitzend, gerade noch nicht bücken muß und deren Pfeiler gerade noch nicht stören. Bevor man den Bereich von Preßburg verläßt, führt der Weg unter der sehr tiefhängenden Brücke durch, welche die Flugplatzanflugsbefeuerung trägt – seltsam. Bei km 110 befindet sich eine Traverse. Wir dachten schon an ein Ende der Fahrt, doch sahen wir, erst als wir wenige Meter davon waren, die sehr enge, für den Doppel-Zweier nur knapp durchschiffbare Umgehungsmöglichkeit im Schilf, an der rechten Flußseite. Schon etwa 2 km später waren wir beim nächsten Kraftwerk mit sehr guter Umsetzmöglichkeit, bei der wir wieder die Vorzüge unseres mitgebrachten Bootswagerls lobten. Von nur wenigen querliegenden und umgestürzten Bäumen behindert, erreichten wir die Etappe bei Km 65, eine Hotelanlage in der Nähe von Blahová-Fejestov. So sehr wir uns auch bemühten, konnten wir für den nächsten Abend kein Quartier vorbestellen. Auf Anraten der Rezeption unseres Hotels wäre dies bei Topol’níky (bei Malý Dunaj Km 20 und den „Klástovske Rameno“ ein Stück flußaufwärts) sehr gut möglich – leider alles ausgebucht. Am Mittwoch 29. Juli machten wir uns erst um halb zehn Uhr auf die Reise, weil das Frühstück, anstatt ab sieben Uhr, erst nach acht Uhr serviert wurde. Auch wollten wir unser Glück bei Kolárovo versuchen, dem Ort an der Mündung der Malý Dunaj in die Váh. Somit hatten wir 65 km Malý Dunaj und 2 km Váh, insgesamt 67 km, vor uns. Die Flußlandschaft ist auch in dem unteren Abschnitt phantastisch wildromantisch und damit der ungarischen Mosonduna sehr ähnlich. Viele Meander mit Untiefen und umgestürzten Bäumen, an welchen mit einem Ruderboot vorbei zu kommen oft nur sehr schwierig ist. Dazu strömt das Wasser immer ein wenig, was zwar für den Fortgang sehr gut ist, nicht aber für vorsichtige Steuermanöver, da man bugabwärts in der Strömung immer ein wenig rudern muß um Steuergang zu haben. Zwischen Km 55 und Km 49, dem letzten Kraftwerk mit ebenfalls sehr guter Umsetzmöglichkeit, merkt man schon deutlich durchaus umweltschonende Regulierungsmaßnahmen. Der Flußlauf führt vorbei an historischen Wassermühlen, sowie deren Wehranlagen und Stegen aus Holzpfählen. Als ich bei Km 41, bei einer Gabelung nur einen Moment zögerte und mich nicht sofort für ein Vorbeifahren über back- oder steuerbord entscheiden konnte, wurde das Boot von der Strömung an einen querliegenden Baum gedrückt. Wir saßen fest und Wasser drang ins Boot. Es gelang uns freizukommen. Ein wenig unterhalb fand ich eine Anlegemöglichkeit (durch die Aulandschaft ist dies auf der gesamten Strecke nicht oft möglich). Wir brachten das Boot an Land und besichtigten das Ergebnis meines Steuerfehlers: Ein Leck auf backbord, beim Ruderplatz 2, das wir mit Textilklebebändern gut abdichten konnten. Nach einer hier eingelegten Mittagspause ging’s ohne Zwischenfälle bis Kolárovo. Dort versuchte ich mein Glück bei einem Herren, den ich, in einem kleinen Motorboothafen am Floß stehend, entdeckte. Ich kann kein Wort slowakisch, er nicht deutsch. Als ich auf ungarisch fragte, war das Eis gebrochen (Bekanntlich gehörte diese Gegend der Slowakei früher zu Ungarn und es leben hier noch sehr viele Ungarn, die ihre Sprache pflegen): Bis wir angelegt hatten und ich bei ihm war, hatte er sich schon via Handy erkundigt, wo er uns unterbringen könnte, da es in Kolárovo zwar ein Hotel gab, dessen Besitzer aber verstorben sei und es bisher keinen Nachfolger gäbe; das Hotel ist seither geschlossen). Das Boot wurde bei dem von einem Nachtwächter bewachten Yachthafen abgelegt, Ruder, Rollsitze und Bootswagerl in der Garage verstaut und unser „Retter“ brachte uns per Auto zum Quartier. Das Bett um 100 Kronen pro Person, da kann man sich nicht viel erwarten, war aber ein sauberes Bett, es gab auch eine kalte Dusche, was uns bei der Hitze gar nichts ausmachte. Am Abend durchquerten wir den sehr sauberen Ort Kolárovo und tafelten ausgezeichnet in dem uns genannten Restaurant. Wir wußten, daß es am Donnerstag 30. Juli in unserem Luxusquartier kein Frühstück gab, daher baten wir unseren „Retter“ uns schon um 7 Uhr abzuholen. Nach Shopping für Frühstück, den Mittagsimbiß und viel Wasser, brachte er uns zum Boot. Wie bedankten uns für die außerordentliche Hilfsbereitschaft, verabschiedeten uns und starteten um 7, 30 Uhr, bei leichtem Gegenwind, auf der spiegelglatten Váh in Richtung Komárno (slowakisch) oder Komárom (ungarisch). Die Fließgeschwindigkeit der Váh geht hier gegen Null. Ohne durch irgend etwas gestört worden zu sein, legten wir die 24 km in 2,5 Stunden zurück und erreichten Komárno gegen 10 Uhr. Als Frühstücksplatz wählten wir eine wunderschöne Sandbank in der Sonne, auf der slowakischen Seite. Zu diesen 24 km Váh kamen an diesem Tag 47 km Donau von Komárom km 1765 bis Esztergom km 1718, wo wir wieder am Campingplatz, in einem wunderschön renovierten Zimmer, residierten. Das Nachtmahl in der „Csülök Csárda“ hatten wir uns auch an diesem Tag (71 km Etappe) redlich verdient. Am Freitag 31. Juli war die erste Kurzetappe über nur 48 km auf dem Programm. Dennoch starteten wir schon um 6,30 Uhr, wieder ohne Frühstück, das wir später bei einer Pause in Form von Kraft- und Energieriegeln mit Mineralwasser einnahmen, weil wir doch nicht unbedingt in der Hitze rudern wollten, außer dem bietet das Etappenziel Szentendre herrliche Bademöglichkeiten in der Donau. Nach der ersten Kurve nach Esztergom überraschte uns ein heftiger Gegenwind, sodaß ich es vorzog am rechten Donauufer hinunter zu steuern, anstatt der, mit Bojen markierten, Fahrtrinne zu folgen. Nach der großen Insel folgte herrliche Windstille und wir glitten förmlich wie im Traum über den Wasserspiegel, als uns ein riesiger Fisch ganz fürchterlich erschreckte: Er war aus dem Wasser gesprungen und wollte unbedingt zwischen meinem Rücken und dem bugwärts vor dem Einerplatz befestigten Bootssack durch, was ihm auch mit vielen Flossenschlägen gelang. Der Spuk dauerte nur wenige Sekunden, wir waren ganz naß und plötzlich wieder munter. Von der Kurve oberhalb bis nach Visegrád wehte zwar der hier obligate Wind, doch diesmal nicht aus allen Löchern. Den kleinen Donauarm hatten wir schon oft, aber noch nie bei so hohem Wasserstand durchfahren, eine völlig neue Landschaft. Im Hotel Róz logierten wir standesgemäß, ließen uns zuerst das Mittagessen (und auch die Getränke) schmecken, badeten dann ausgiebig in der kleinen Donau und bummelten natürlich gegen Abend durch mein geliebtes Szentendre. Das Hotel Rósz ließ es sich nicht nehmen für uns am Samstag 1. August das Frühstück schon um halb acht Uhr zu servieren und wir wollten diesem herrlichen Angebot an ungarischen Frühstücksköstlichkeiten auch keinen Korb geben. Außerdem war die Schlußetappe doch nur 35 km lang, die, wie bei uns schon üblich, beim Strom-Km 1633, dem Hárosi-Jachthafen (hárosi kikötö), oder rund 300 Strom-Km unterhalb des DONAUHORT endet. Die Fahrt durch Budapest gestaltete sich schöner denn je: Weil wir zeitig aufgebrochen waren, gab es fast keine Motorboote oder Ausflugsschiffe. Zur Krönung war es praktisch windstill, wir hatten in Budapest glattes Wasser und waren schon um 10,15 Uhr am Ziel. Meine ungarischen Freunde vom hárosi kikötö brachten uns, nach dem Versorgen des Bootes und einer guten Dusche, mit dem Auto zum Busbahnhof nach Budapest. Der Blagus-Volan-Bus ging um 12 Uhr. Um 17 Uhr starteten wir mit Schrott’s Bäckerbus (herzlichen Dank dafür!!!) und dem Bootsanhänger schon wieder vom Donauhort, hatten das Boot um 21,30 Uhr verladen und waren Sonntag 2.8. gegen 1,30 heil zurück. Jetzt hatten wir den Sonntag zum Ausrasten. Diese Wanderfahrt führte uns wieder durch eine wunderschöne Landschaft, in der wir nur liebenswerte und äußerst hilfsbereite Menschen trafen. Sogar die Gelsen schienen heuer nicht so erbarmungslos zu stechen, wie sonst. Ich glaube jetzt haben wir schon alle Möglichkeiten Budapest auf dem Boot zu erreichen hinter uns. Ich kann nicht sagen welche schöner war und möchte keine missen.
Wien, 26.10.98
Dkfm. Dominik Loss
(Nino)